Du hast Generationenkonflikt? Nein, keine klare Botschaft.
Allein der Begriff ist ja schon eine Einladung dazu, keine Verantwortung zu übernehmen. Generationenkonflikt. Das klingt wie: “Ich hab’ Rücken, kannste nix machen!” Was wirklich geschieht, wenn Generation Z und Millennials auf Babyboomer treffen, ist noch nicht komplett entschlüsselt. Meistens scheint es in diesen Konflikten um Inhalte, Werte und Überzeugungen zu gehen. Ich bin davon überzeugt: Es gibt keinen Generationenkonflikt, es gibt nur schlechte Kommunikation.
80 % aller Konflikte sind vermeidbar
Der größte Teil der Konflikte am Arbeitsplatz ist mit respektvoller Kommunikation zu vermeiden. Mit respektvoller Kommunikation meine ich selbstverständlich nicht die Gender-Debatte. Und auch nicht, wie verschiedene Generationen ihr Verhältnis zu Arbeitszeiten und Ernährung definieren. Das lässt sich eigentlich leicht regeln, nämlich mit Toleranz. Wenn wir andere Lebens- und Arbeitsweisen tolerieren, können wir 80 % aller Konflikte vermeiden. Solange mir keiner Vorhaltungen macht, wenn ich 50 Stunden pro Woche arbeite und mich omnivor ernähre, ist doch alles gut. Ich missgönne doch auch niemandem vegane Salami und eine minutengenau eingehaltene Arbeitszeit im mobilen Office.
Manche Generationen definieren sich eben über ihre Berufung (gell, Boomer?!), für die Generation Y und Z stehen stattdessen Freizeit und Selbstverwirklichung im Vordergrund. Wann kommt es hier zum Konflikt? Wenn die einen versuchen, die anderen zu missionieren oder zu überzeugen, dass die eigene Art der Lebensführung die einzig Wahre ist.
Konflikthaft wird es, wenn eine Seite ihre Missbilligung zum Ausdruck bringt. Dann kommen Worte ins Spiel und die können Explosionen verursachen.
Je klarer die Botschaft, desto weniger Konflikt
Fast alle Diskussionen zum Thema Generationenkonflikt beschäftigen sich mit den Ansprüchen aller Seiten, speziell wenn es um die Gestaltung der Arbeitswelt geht. Noch schlimmer: In diesen Diskussionen bestimmen Glaubenssätze oft das Gespräch, statt Fakten und gemeinsame Gestaltungsversuche. Wenn wir uns verständigen wollen, brauchen wir eine klare Problembeschreibung, ein Lösungsangebot und einen Plan, der den Weg zur Lösung skizziert. Und das ist nicht die Aufgabe einer Seite, sondern die Aufgabe für alle, um einen Konflikt gar nicht erst entstehen zu lassen.
Verwirrende Kommunikation kostet Talente, oder gute Jobs
Bei einem unserer Mandanten gab es vor einiger Zeit hitzige Diskussionen zwischen der Boomer-Geschäftsführung und den Z-Mitarbeitenden darüber, wieviel Homeoffice wohl möglich wäre. Für die Geschäftsführung war entscheidend, dass die Performance des Teams nicht sinkt. Für das Team stand im Vordergrund, lange Anfahrtszeiten zur Arbeit zu vermeiden und den Arbeitstag “flexibler gestalten” zu können. Die Formulierung “flexibler gestalten” hörte sich für die Geschäftsführung beunruhigend an und löste in ihr die Angst aus, die Performance würde tatsächlich sinken. Diese Konstellation hätte der Beginn eines Konfliktes sein können. An dessen Ende verlassen hervorragende Talente das Unternehmen oder hervorragende Jobs werden personell neu besetzt, weil es keine gemeinsame Lösung gibt.
Tatsächlich gelang es beiden Seiten, ihre Probleme genau zu beschreiben (langer Arbeitsweg / Angst vor Performance-Rückgang), eine Lösung des Problems zu formulieren und anzubieten (mobiles Arbeiten / Performance-Tracking) und den Weg dorthin zu formulieren (schrittweise Steigerung der Homeoffice-Tage / Definition der Performance-Indikatoren). Heute arbeitet das Team mobil, erreicht seine Ziele und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gesamtergebnis, das die Geschäftsführung angepeilt hat.
Ich bin überzeugt: Es gibt keinen Generationenkonflikt. Es gibt nur schlechte Kommunikation.
Autor:
Holger Koenig | Gründer & Inhaber
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