Wer auf “eigentlich” verzichtet, hat mehr vom Leben
Es tut harmlos und macht sich unauffällig. Das Wort “eigentlich”. Es geht leicht über die Zunge, lässt sich wunderbar zu einem “eignlich” verschleifen, sodass es kaum jemandem auffällt. Tatsächlich ist es aber ein böses Wort. Es tarnt sich als mittelmäßiges Füllmaterial, ist in Wahrheit aber ein verstecktes Gift in sehr wichtigen Sätzen. Wer es benutzt, schadet sich selbst und anderen. Warum liegt auf der Hand: Es dreht den Satz, noch während er ausgesprochen wird, ins Gegenteil um.
Eigentlich müssen wir etwas für das Klima tun. Eigentlich ist Hansi Flick ein toller Bundestrainer. Eigentlich kann in Deutschland jeder studieren. Atomkraftwerke sind eigentlich total sicher. Und eigentlich ist diese Aufzählung lang genug, um zu zeigen, wie allfällig sich das “eigentlich” benutzen lässt, um herunterzuspielen, um abzuwerten, zu kaschieren und zu verharmlosen.
Was wäre eigentlich, wenn wir das Wort nicht mehr benutzen?
Eigentlich hat viele Brüder und Schwestern
Wenn wir das böse Wort nicht mehr benutzen, könnten wir auf andere ausweichen. Da gibt es das wunderbar sicher wirkende “im Grunde”. Oder wie wäre es mit “genau genommen”? In einem unserer letzten Meetings am Montagmorgen, in der wir im Team unsere Ziele für die kommende Woche besprechen, stellten wir plötzlich eine starke Häufung dieser Worte fest, die quasi, eher, und im Prinzip eine Einschränkung nach der anderen in unsere Vorhaben brachten. Da wir täglich Texte kreieren, schreiben, redigieren und optimieren, war schnell klar: So geht’s nicht weiter, auch nicht im Alltagsgebrauch.
So geht’s nicht weiter, auch nicht im Alltagsgebrauch.
Die Wort-Familie Eigentlich richtet Schaden an
Manche Menschen mögen “eigentlich”, weil es ein gutes Versteck bietet. Wer das Wort benutzt, hat immer noch einen Notausgang. Blöd ist nur: Wer dieses Wort und seine Brüder und Schwestern täglich einsetzt, macht sich unglaubwürdig. Sich selbst in den eigenen gesprochenen oder geschriebenen Worten abzuwerten, löst in anderen Zweifel an der Kompetenz aus. Unwissenheit schützt auch nicht. Benutze ich “eigentlich” unbewusst als Füllwort, richtet es den gleichen Schaden an.
Wie ist die Welt ohne Eigentlich?
Antwort: Klar, eindeutig, überprüfbar. Wir müssen etwas für das Klima tun. Hansi Flick ist ein toller Bundestrainer. In Deutschland kann jeder studieren. Atomkraftwerke sind total sicher. Bis Freitag schließe ich das Projekt ab. Das Angebot ist morgen fertig. Ich brauche Unterstützung.
Ohne “eigentlich” wächst ein Team zusammen. Keine leeren Versprechen mehr, sondern überprüfbare Bekenntnisse. Dadurch entsteht Vertrauen, wenn die Handlung der Aussage entspricht, und Misstrauen wenn nicht. Auf jeden Fall weiß jeder, woran er mit den anderen ist. Im Privaten gilt das natürlich auch. Dort, wo das Schwammige rausgeschmissen wird, entsteht Beziehung.
Ohne das Wort muss man sich bekennen. Ohne das Wort wird man erkannt. Wer “eigentlich” vermeidet, hat mehr vom Leben, denn ohne “eigentlich” ist die Botschaft klar. Und eine klare Botschaft kann die Welt verändern.
PS: Ein tolles Lied zum Thema findest Du ab Min 1:35 hier in der ARD-Mediathek.
Autor:
Holger Koenig | Gründer & Inhaber
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