Storytelling im Metaverse – frag Aristoteles
Schlechte Nachricht für alle nach 1990 Geborenen: Ihr kennt es nicht. Die gute Nachricht: Ihr habt kaum etwas verpasst. Die Rede ist von Second Life, der ersten virtuellen Welt von Bedeutung, das erste Metaverse. Überzeugt hat es wohl nicht so viele Menschen. Die Nutzerzahlen sinken stetig.
Zu viele Erzähler im Metaverse
Den neuen Versuch, das Metaverse überzeugend aufzubauen, treiben vor allem Meta und Microsoft voran. In 20 Jahren etwa soll es soweit sein und schon jetzt fragen sich Unternehmen: Wie stellen wir uns dar? Welche Story erzählen wir? Und vor allem: wie? Da ist von dezentralisiertem Storytelling die Rede. Muss man sich so vorstellen: Statt einer einzigen Quelle, die die Story strukturiert und erzählt, gibt es viele Beteiligte, die die Story vorantreiben.
Ich glaube: Das wird so nix.
Die Gesetze des Storytelling wirken auch in der Matrix
Vielleicht ist es kein Zufall, dass die virtuelle Welt Second Life und der Science-Fiction-Film Matrix im selben Jahr erschienen. Das war 1999. Aber nur Matrix ist ein Klassiker geworden. Warum? Weil seine Erfinder in beiden Räumen des Films, im realen und im virtuellen, die Gesetze des Storytelling beachtet haben. Und die sind 2500 Jahre alt. Da steckt verdammt viel Erfahrung drin, und zwar nicht theoretische, sondern Lebenserfahrung. Die Storyform ist so, weil wir Menschen so sind.
Den Erfolg einer Story kann man über den Grad der Immersion messen. Andere sagen dazu “narrativer Transport”. Wie stark dieser Transport stattfindet, darüber entscheidet die Struktur, nicht die virtuelle Welt.
Zur Not: Frag Aristoteles
Der Grad der Immersion ist sicher auch von den Gewohnheiten der Kultur abhängig. In Griechenland zur Zeit von Aristoteles reichte ein Dreiakter im Amphitheater, um das Publikum zu begeistern. Das war 400 Jahre vor Christus. Was geschieht nun, wenn wir das Amphitheater durch das Metaverse ersetzen? Die Bühne kann überall sein.
Und die Story? Die braucht nach wie vor einen Helden, mit dem wir uns identifizieren. Wenn wir selbst das sind, muss das Metaverse uns Konflikte schicken, sonst empfinden wir Langeweile. Und wir brauchen einen Mentor, der uns hilft, an unser Ziel zu gelangen. Vor allem brauchen wir aber die Grundstruktur einer Story, wie zu Zeiten des Aristotels: Einen Beginn, eine Mitte und ein Ende.
Im Metaverse soll die Story angeblich nie zu Ende gehen. Bis wir sterben. So wie Neo in Matrix.
Autor:
Holger Koenig | Gründer & Inhaber
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